Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich gerne für euch über ein unschönes Thema schreiben: die sogenannten Haters, die Hassverteiler des Internets.
Auch im Handarbeitsbereich (oder vielleicht grade dort) gibt es viele Personen, die anderem das Stück Butter auf dem Brot nicht gönnen. Da wird gezankt und unsachlich kritisiert, beschimpft, beleidigt und somit schlechte Stimmung verbreitet.
In meiner (mittlerweile) langen Laufbahn als Häklerin, Shopbesitzerin und nun ja auch als Autorin passiert es nun auch immer wieder mal, dass ich betroffen bin.
Das fängt bei Kleinigkeiten an und hört dann nicht mehr auf. Beim Haten gibt es offenbar keine Grenze, es sei denn, man setzt diese selber.
Lange Zeit habe ich mir negative Kritik (und wir reden hier nicht über Sachen wie "Mir gefällt das nicht" sondern über "So scheiße wie du bist...") sehr zu Herzen genommen. Ich habe nicht verstanden, warum fremde Menschen so hässlich zueinander sein können. Mittlerweile ist das anders und es geht mir, gelinde gesagt, am Popöchen vorbei.
Lasst es mich erklären:
Ich persönlich würde einem wildfremden Menschen nicht ins Gesicht sagen, was ich an ihm scheiße finde.Ich würde es mir denken, für mich allein. Ich bin so erzogen worden, dass man fremden Menschen gegenüber höflich bleibt. Mir gelingt das nicht immer, das gebe ich zu, das ist nur menschlich. Aber ich greife nicht bewusst jemand Fremden an.
Ein Beispiel (so ähnlich passiert):
Auf meiner Facebookseite wird von einer Person fleißig kommentiert, wie kacke sie es findet, dass ich meine Anleitungen zum Kauf anbiete, dass der Preis zu hoch sei, dass ich doch lieber als kostenlos zur Verfügung stellen soll, ich könne mir ja einen vernünftigen Beruf suchen...
Beim Klick auf das Profil dieser Person sehe ich Bilder mit (für mich, das ist ja auch jedem seine eigene Ansichtssache) rechtsextremen Inhalten, Hetze, selbstverfasste Schimpftiraden über die Regierung, das Arbeitsamt...und mir schwant, woher diese Person ihre Intention nimmt, sich über mich so aufzuregen. Über mich, die sie im Leben nicht kennengelernt hat.
Natürlich könnte ich mir einen vernünftigen Beruf suchen, ich habe sogar einen gelernt. Aber im Moment macht mir die kreative Arbeit einfach mehr Spaß. Und ich habe damit Erfolg. Also warum nicht weitermachen, bis ich keinen Spaß mehr habe ?
Natürlich könnte ich all meine Ideen kostenlos zur Verfügung stellen, aber dann könnte ich meinen Teil zu unserem Lebensstil nicht mehr beitragen und ich würde meinem Mann (oder eben der Gesellschaft, die mich dann durch Sozialabgaben mitträgt) auf der Tasche liegen.
Natürlich könnte ich den ganzen Mist, den diese Person über meinen Kopf ausschüttet, einfach so hinnehmen und übergehen und ignorieren. Aber mal ehrlich, wer kann das schon ?Und ist das nicht genau das, was solche Personen wollen ? Einen mundtot machen, um sich mit der eigenen Meinung profilieren zu können ?
Ich lese oft Sätze wie "Wer in der Öffentlichkeit steht, der muss mit so etwas umgehen können."
Ganz ehrlich, muss ich das ?Überlegt mal, wie ihr darauf reagieren würdet, wenn euch wildfremde Menschen einfach anfeinden, weil sie mit eurem, von euch gewählten Job, nicht einverstanden sind. Das ist kein schönes Gefühl. Wird es nie sein.
Ich habe in meiner Jugend oft genug nicht den Mund aufgemacht gegen die Mobber in der Schule, die mich drangsaliert haben weil ich größer und stabiler war als die anderen Mädchen in meiner Klasse. Und damals truf ich Kleidergröße 38 und wurde als fett beschimpft. Und ich hab das geschluckt und kam mir so klein und unwichtig und, vor allem anderen, erniedrigt vor. Ich stand mit 16 am Rande einer Essstörung, weil ich mich nicht gewehrt habe und das geglaubt hab, was die mir damals gesagt haben. Und wie schlimm ist das ?
Hater im Internet machen in der Regel nichts anderes. Sie versuchen, andere klein zu halten, sie zu verletzen und ihnen die Stimme zu nehmen, um selber ihr mickriges Ich aufwerten zu können.
Muss ich da also als Erwachsene (mir wurde gesagt, mit über 30 sei man das...) drüber stehen und es hinnehmen, wenn mich andere Erwachsene anpampen, anmachen und beleidigen ?Oder sollte ich nicht lieber den Mund öffnen und diesen Menschen Paroli bieten ?
Viele meiner Entscheidungen im Bezug auf meine Arbeit werden kritisiert. Häufig konstruktiv, manchmal auch destruktiv und emotional angreifend. Und das geht mir dann zu weit. Ich geh ja auch nicht zum Bäcker und sage "Hier hör mal, dein Brot schmeckt zwar scheiße, aber wenn ich es umsonst bekomme, dann nehm ich es gerne."
Ich würde euch gerne erklären, warum ich manche Dinge so mache, wie ich sie mache, aber viele sehen das dann als Rechtfertigung. Und das ist es eben nicht. Ich möchte transparent sein, damit meine Entscheidungen nachvollzogen werden können. Viele denken dann "Oh, nun muss sie sich verteidigen" und fangen an, mir Mut zu zu sprechen. Das ist toll und ich freu mich, aber ich bringe Erklärungen nicht, um mich zu rechtfertigen oder weil ich Angst habe, das Falsche zu tun. Ich möchte einfach transparent sein.
Genau deswegen poste ich manchmal auch ein Bild von meinem Esstisch und schreibe drunter, wie unspektakulär mein Tag grad ist. Ich bin ja auch nur ein Mensch, der neben der Arbeit noch normale Pflichten erfüllen muss. Ich mach das, um genau das zu zeigen.
Es war früher (haha, ja ja...früher war alles besser...*lach*) einfacher, im Internet zu kommunizieren, weil diese ganze Hater-Kultur da noch nicht so present war. Sie war da, aber eben mehr im Hintergrund, mal hier, mal da. Heute ist es so, dass man jedes Wort genau überlegen muss, will man keinen Shit-Storm auslösen.
Ich hab mir erzählen lassen, dass das momentan bei den Näherinnen in den Facebook-Gruppen ganz schlimm sein soll. Da wird ÖFFENTLICH über die Handarbeit von anderen gelästert. Richtig gelästert, böswillig drüber hergezogen, wenn eine Naht schief sitzt oder die Farbkombi nicht dem eigenen Gusto entspricht. Ich hab nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich das hörte. Ich versteh es einfach nicht, wie Menschen so sein können.
Wir Häklerinnen sind ja nicht besser, aber ich bilde mir ein, dass es momentan ruhiger geworden ist. Vielleicht, weil viele den Mund aufgemacht haben und sich diesen Hater-Mist nicht unterordnen wollten. Vielleicht, weil die Hater gemerkt haben, hier kommen wir nicht weiter und deshalb aufgaben. Aber auch bei uns im Wollbereich war es eine Zeit sehr schlimm. Und das fand ich damals schon sehr traurig.
Fakt ist doch, dass jeder alles so handhaben sollte, wie er selber es für richtig hält. Kritik ist immer gerne gesehen, so lange sie konstruktiv ist und nicht beleidigend wird. Nette Worte hat man natürlich lieber und rückantwortet man auch lieber drauf, aber das ist halt nicht immer so, dass man Zucker ins Popöchen gepustet bekommt. So lange der Ton passt, ist alles in Butter.
Ich für meinen Teil hatte ein ziemlich beschissenes Jahr, was meine Gesundheit angeht. Ich wäre im April fast gestorben, hätte ich nicht so verdammt gute Ärzte gehabt. So eine Erfahrung verändert einen tief im Inneren und ich habe mir vorgenommen, dass ich nur noch das mache, worauf ich Lust habe. Keinen Zwang mehr eingehen müssen, der mir das Leben sauer macht. Ich mache keine Zusagen mehr für irgendwelche Sachen, von denen ich nicht überzeugt bin. Und ich lass mir von fremden Menschen, die mit mir und meiner Person unzufrieden sind, nicht mehr den Mund verbieten. Denn so ein Verhalten ärgert mich, macht mir den Tag kaputt und damit geht mir wieder Zeit verloren, die ich mit schönen Dingen hätte füllen können.
Diesen Entschluss zu fassen hat mir in den letzten Monaten so viel Freude bereitet und so viel Entspannung in mein Leben gebracht, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Und ich hoffe, es bleibt noch lange so.
Eure Jana